seifen

seifen
sei|fen 〈V. tr.; hat〉 Erze, Edelsteine \seifen auswaschen [zu mnddt. sipen „tröpfeln, sickern“]

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sei|fen <sw. V.; hat:
1. (landsch.) abseifen.
2. (Geol.) (Minerale) auswaschen.

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Seifen,
 
1) Chemie: Gemische fester oder halbfester, in Wasser lösliche Alkalisalze höherer Fettsäuren mit vorwiegend 8-18 Kohlenstoffatomen. Seifen sind preiswerte anionische Tenside.
 
Zur Herstellung von Grundseife werden Fette (z. B. Rindertalg, Kokosöl) bei 80-100 ºC mit Natronlauge (für pastöse Schmierseifen mit Kalilauge) verseift (Neutralölverseifung) oder destillierte Fettsäuren mit Natronlauge oder Sodalösung neutralisiert (Fettsäureverseifung). Der Siedeprozess in offenen Kesseln spielt auch heute neben kontinuierlichen Verfahren noch eine Rolle. Die bei der Verseifung entstehende homogene Masse (Seifenleim) wird durch Zusatz von Kochsalz in einen Seifenkern geringerer Dichte und eine wässrige Lösung von Kochsalz, Natronlauge und - bei der Neutralölverseifung - Glycerin (Unterlauge) gespalten. Der flüssige Seifenkern wird mit Kochsalzlösung gewaschen und durch »Schleifen« mit Kochsalz, Natronlauge und Wasser gereinigt und getrocknet. Feinseifen (Toilettenseifen) sind die wichtigsten Körperpflegemittel. Zu ihrer Herstellung wird helle, geruchsneutrale Grundseife mit circa 80 % Fettsäure und höchstens 0,03 % Natriumhydroxid und 0,5 % Natriumchlorid mit Antioxidantien, Parfümölen, Farbstoffen, Rückfettern und/oder Deodorantien versetzt. Die Bezeichnung Haushaltsseife umfasst Kernseifen (Natriumseifen aus Rohfetten geringer Qualität und Zusätzen von Parfümölen) und Schmierseifen (Kaliumseifen mit Zusätzen von Kaliumcarbonat, Celluloseäthern u. a.). Seifen sind empfindlich gegenüber Wasserhärte (Ausfällung von Kalkseifen und dadurch bedingt ein hoher Seifenverbrauch). Durch die alkalische Reaktion von Seifenlösungen kann der schützende Säuremantel der Haut geschädigt werden (Seifenallergien). Diese Nachteile lassen sich durch synthetische Tenside (Syndets, von englisch synthetic detergents) vermeiden. Medizinische Seifen enthalten verschiedene Zusätze, z. B. Schwefel, Ichthyol, Teer. Sie sollten aber nur auf ärztlichen Rat angewendet werden. (Metallseifen)
 
 
Seifen wurden schon im 3. Jahrtausend v. Chr. von den Sumerern u. a. zum Waschen von Textilien sowie als salbenartige Medizin verwendet und gehören damit zu den ältesten chemischen Produkten. Der römische Arzt Galen vermerkt, dass Seife nicht nur als Heilmittel, sondern auch zum Reinigen der Wäsche und des Körpers zu verwenden sei. Die germanische Seife wurde nach römischem Zeugnis aus Talg, Asche und Pflanzensäften bereitet und diente v. a. zum rituellen Rotfärben der Haare vor dem Kampf. Im 9. Jahrhundert n. Chr. war Marseille, im 15. und 16. Jahrhundert waren die oberitalienischen Städte, v. a. Savona, Venedig und Genua, führend in Produktion und Handel.
 
 2) Lagerstättenkunde: Schwermineralseifen, natürliche abbauwürdige Anreicherungen von spezifisch schweren oder/und schwer verwitternden Mineralen (Gold, Diamanten, Platin, Zinnstein, Monazit, Rutil, Ilmenit, Magnetit, Zirkon u. a.). Seifen sind sekundäre Lagerstätten, die sich durch Verwitterung und Abtragung gebildet haben. Wird das diese Minerale primär enthaltende (leichter verwitternde) Gestein ausgespült, reichern sich die Minerale zu eluvialen Seifen an; die durch Verwitterung, ohne Transport, an Ort und Stelle entstandenen Lagerstätten nennt man residuale Seifen; durch Ausblasung sind auch äolische Seifen möglich. Werden die Minerale mit abtransportiert, können sie, da schwerer als die anderen Schwebstoffe, später in einem Fluss (fluviatile oder alluviale Seifen), See (limnische Seifen) oder (unter Mithilfe von Gezeiten oder Meeresströmungen) an der Küste (marine, Küsten-, Brandungs-, Strandseifen) abgelagert werden.

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sei|fen <sw. V.; hat: 1. (landsch.) abseifen: jmdm. den Rücken, sich die Hände s.; Mit bloßen Oberkörpern um die Zapfstellen gedrängt, suchten die Männer Wasser zu erhaschen und seiften Gesicht und Arme (Gaiser, Jagd 184); Beatrice im Bad, sechsjährig, Gantenbein als Papi, der sie seift (Frisch, Gantenbein 472). 2. (Geol.) (Minerale) auswaschen.

Universal-Lexikon. 2012.

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